Über Prozessorientierte Psychologie
Kurz & bündig
- Prozessarbeit ist in den 70er Jahren durch die psychotherapeutische Arbeit und Forschung von Arnold und Amy Mindell entstanden.
- Sie hat ihre Wurzeln in der Analytischen Psychologie nach C.G. Jung, humanistischen Therapien, wie der Gestalttherapie, Körperpsychotherapie sowie indigenem Wissen.
- Die Prozessarbeit zeichnet sich durch ihren Fokus auf Erfahrungen von Veränderungen im Hier und Jetzt aus. Durch das Erleben neuer Erfahrungen im Kontakt mit sich selbst und einem wohlwollenden Gegenüber werden Veränderungsprozesse angestoßen, so dass sich alte Muster lösen können.
- Eine wichtige therapeutische Grundannahme ist, dass die Lösung im Problem selbst enthalten ist. Durch wertschätzendes, gemeinsames Erkunden eines belastenden Ereignisses, eines Traums, eines Körpersymptoms, eines Beziehungsproblems darf sich diese Lösung zeigen.
Ausführlich
- Körper, Geist und Seele bilden eine Einheit von komplexen und vielfältigen Wechselwirkungen. Arnold Mindell sah daher die Notwendigkeit, die klassische Gesprächstherapie C. G. Jungs unter Einbezug der Sprache des Körpers (Mimik, Gestik, Bewegungen, Symptome) und erlebnisorientierten Methoden zu erweitern. Hierdurch können Veränderungsprozesse angestoßen werden, die in ihrer Wirkung oftmals tiefgreifender und nachhaltiger sind.
- Indem Botschaften des Körpers größeres Bewusstsein geschenkt wird und diese in den Therapieprozess mit einbezogen werden, entsteht ein ganzheitlicher Ansatz, der dem menschlichen Erleben in seiner Fülle die nötige Wertschätzung entgegenbringt.
- Arnold und Amy Mindell erkannten zudem, dass psychische, seelische und körperliche Erkrankungen eine Form der Kommunikation des Unbewussten darstellen, die uns unter Umständen nicht nur über den Ursprung und die Entstehung der Krankheit erzählen können, sondern vor allem auch das Potential richtungsweisender Impulse für ein sinnvolles und erfülltes Leben enthalten. Dies verändert nicht die Realität einer Erkrankung oder eines Leidens, aber die Umstände unter denen sie auftreten, können neu betrachtet und bewertet werden.
- Die therapeutische Haltung ist geprägt von Offenheit und Wertschätzung gegenüber dem individuellen Prozess der Klient*in. Gemäß dem prozessorientierten Grundsatz der tiefen Demokratie sind alle Anteile eines Menschen willkommen und erfüllen auf ihre Weise eine wichtige Funktion. Auf welche Weise bereichern selbst kritische oder bedrohliche Anteile das Individuum als Ganzes?
- Dabei spielt die Feedbackorientierung eine entscheidende Rolle. Feedbackorientierung bedeutet, dass die Therapeutin auf die verbalen und nonverbalen Reaktionen der Klient*in achtet, um einerseits der heißen Spur des Prozesses zu folgen und gleichzeitig das Tempo des individuellen Veränderungsflusses zu würdigen.
- Prozessarbeit schult den systemischen Blick, in dem innere Anteile in Beziehung zueinander und das Individuum im Kontext seines sozialen und gesellschaftlichen Gefüges wahrgenommen werden. So können größere Zusammenhänge sichtbar gemacht werden, was oftmals zu einer Entlastung beiträgt.
- Durch die psychotherapeutische Zusammenarbeit dürfen sich eine bewusstere Wahrnehmung des eigenen Selbst und der Welt, größere Flexibilität im Umgang mit persönlichen Mustern, mehr liebevolle Selbstannahme, Selbstermächtigung und ein kreativer Ausdruck des individuellen Seins entwickeln.